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Eingetopfte Schläge – Udaipur, India

Eingetopfte Schläge – Udaipur, India

Im Februar besuchten wir Udaipur, auch bekannt als die „Stadt der Seen“ (James Bond Octopussy) im indischen Bundesstaat Rajasthan. Bei einem Spaziergang entdeckten wir eine ganze Reihe von kleinen Töpfereien. Während die Jugend sich auf andere Berufe wie die Ziegelherstellung oder andere private oder staatliche Tätigkeiten umorientiert hat, arbeiten die Älteren in der Familie weiter an der traditionellen Herstellung von Gefäßen wie Chulhas, Behältern zur Wasserspeicherung, feierlichen Waren wie einer Diya, einer handgefertigten Öllampe, oder anderen Produkten für den Haushalt.

Nach der Tonaufbereitung werden etwa 15-20 Töpfe auf Drehscheiben hergestellt und zum Trocknen im Freien aufbewahrt, bis sie lederähnlich hart werden. Der Töpfer sorgt dafür, dass der Topf eine zusätzliche Wandstärke beibehält, damit er während des Klopfens nicht zerbricht. Das Ausklopfen ist eine Technik zum Ausdünnen und Zusammendrücken der Tonwand eines Topfes, bei der das Gefäß mit einem Klopfer gegen eine Art Amboss gehämmert wird. Der Amboss ist ein Stein oder ein steinerner Klöppel, der im Inneren des Topfes gehalten wird, wohingegen der Klöppel ein hölzerner Schläger ist, mit dem von außen auf den Topf geschlagen wird. Der Amboss wird hier als “Pindi“ und der Schläger als “Thapa“bezeichnet. Je nach Größe und Oberfläche des Topfes werden Ambosse und Klöppel in verschiedenen Größen verwendet.

Während des Ausklopfens wird fein gesiebte Asche auf die Stelle aufgetragen, an der der Töpfer auf den Topf schlägt. Der ‚Pindi“ wird in einer Hand gehalten, um die Oberfläche zu stützen, während von der Innenseite des Topfes mit dem Thapa geschlagen wird.  Das Schlagen wird sehr präzise vorgenommen, so dass keine Rückstände auf der Oberfläche zurückbleiben. Wenn der Topf während des Schlagens hart wird, werden die beiden Werkzeuge bei Bedarf in Wasser getaucht, um die Temperatur konstant zu halten. Nach dem Schlagen wird die Asche über den ganzen Topf verteilt und mit den Händen abgeschliffen. Der Topf wird dann angehoben und zum Trocknen vorsichtig an einen schattigen Platz gestellt, wo auch die gesiebte Asche aufbewahrt wird. Der Töpfer dreht den Topf alle 20-30 Minuten weiter, um ihn allmählich zu trocknen. Dies wird gemacht, um zu verhindern, dass die Töpfe während des Trocknens reißen.

Alle fertigen Produkte werden üblicherweise zum Austrocknen an einem geeigneten Ort im Hinterhof oder im Garten aufbewahrt. Anschließend brennt der Töpfer seine Erzeugnisse an einem geeigneten Ort an selber Stelle und schürt das Feuer regelmäßig mit Baumwolllappen. Die mit dieser Technik durchgeführten Brennvorgänge sind stets kurz und erreichen im Normalfall eher niedrige Temperaturen.