Now Reading
Südtirol – unser Guide zu handgemachter Qualität

Südtirol – unser Guide zu handgemachter Qualität

Südtirol ist die nördlichste Provinz Italiens, eine halbe Millionen Einwohner, drei Sprachen (Deutsch, Italienisch und Ladinisch), fruchtbare Täler eingebettet zwischen hohen Bergen.

In dem Buch MAKERS BIBLE Südtirol „Handgemachte Qualität“ springen wir über die Alpen und möchten, wie schon in unserem Buch „The Alps“ keine pittoresken Stereotype von idyllischen Landschaften gespickt mit Kühen, Menschen in alpenländischer Tracht und glitzernden Bergseen aufzeigen, sondern vielmehr auf die Menschen hinweisen, die sich ihrer Umwelt über Jahrhundert angepasst haben und vom anfangs Notwendigen, heute das Besondere gemacht haben.

Wie immer in unseren Büchern, möchten wir Lust machen, traditionelle und innovative Maker & Crafter in Südtirol kennenzulernen. Auch in diesem Reiseführer befassen wir uns mit den Menschen und ihren Erzeugnissen.

In diesem Buch der Makers Bible-Reihe wollen wir Handgemachtes und deren Macher*innen wertschätzen. Wir richten den Blick auf landwirtschaftliche Erzeugnisse oder Läden, deren Sortimente es eben nur dort gibt. Dieses Buch empfiehlt Unterkünfte, deren Gastgeber die typische, alpenländische Herzlichkeit ausstrahlen, und bei denen man sich auf Zeit zu Hause fühlen kann und die stolz auf ihre regionalen Produkte sind.

Die Vorteile Südtirols liegen auf der Hand: Das Klima fast wie bei uns am Alpennordrand, das Wetter jedoch meist besser, wie man es von Italien erwartet; die Sprache verständlich und die Mentalität ähnlich. Irgendwie schon Dolce Vita und trotzdem doch ein sowohl landwirtschaftlicher wie industrieller – und darum geht es in unseren Büchern vornehmlich – handwerklicher Standort.

Der autonomen Provinz Bozen (BZ), wie Südtirol in Italien genannt wird, sollte man aber nicht uneingeschränkt unkritisch begegnen: Auch wenn Südtirol in der Vorstellung vieler das Land des Specks, des Weins, des Apfels ist, sind vor allem Gebiete um Bozen, Meran und dem Vinschgau geprägt von landwirtschaftlichen Monokulturen, die unter Flächenversiegelung, Wassermangel, Bienensterben und Staus leiden. Das Vinschgau, beispielsweise hat aufgrund seiner besonderen geografischen Lage ein besonders niederschlagsarmes Klima; hier fällt genauso viel bzw. genauso wenig Regen wie in Sizilien.

Mit unserer subjektiven Auswahl stellen wir Südtiroler*innen dar, die ihr Handeln und ihre Produkte wieder oder „ab jetzt“ in Einklang mit der Umwelt und ganzheitlich nach gesundem Menschenverstand erzeugen, für die „bio“ nicht Trend, sondern ein Versprechen an die nächste Generation ist.

Wir stellen Menschen vor, die das Haben nicht überbewerten und das Sein in den Vordergrund stellen; Erzeuger, welche die konventionelle Obst-Wirtschaft hinter sich gelassen haben, wie die Familie Luggin in Laas, die auf „bio“ umgestiegen sind. Sie wollten auf ihrem Land die Äpfel nicht mehr auf Maximal-Ertrag behandeln, um sie dann an die Genossenschaft zu liefern. Stattdessen haben sie mit Kreativität und Ausdauer gelernt, das selbst Angebaute umfassend und selbst Wert zu schöpfen.

Wir sprachen mit Karl Perfler, den sie den Alpen Philosoph nennen, der seinen Leuten bewusst gemacht hat, dass das eigene Brot, das allerwichtigste Lebensmittel, kaum noch mit heimischem Getreide gebacken wurde und der eine Initiative gründete, das Getreide aus dem es gemacht wird, wieder in der Heimat anzubauen. Erste Erfolge zeichnen sich mittlerweile ab und es werden heute neun Sorten (wieder) angebaut.

Weltberühmt sind die Weine von Alois Lageder in Margreid. Das Restaurant Paradeis ist viel-besprochen und gelobt. Dabei war Alois Lageders Weg vom konventionellen Weinbaubetrieb zum biodynamischen Anbau anfangs belächelt – und heute oft kopiert – sodass es fast folgerichtig ist, dass dessen Kinder nun den Weg zum vollumfänglichen Landwirtschaftsbetrieb (zurück) gehen. „Keine Zukunft ohne Herkunft“ ist im traditionellen Südtirol wahrer denn woanders. Was das heißt? Statt den Winter im Energie-zehrenden Stall zu stehen, weiden Ochs und Schaf zwischen den Weinstöcken der Lageders, dort ist es warm genug für sie, sie sind an der frischen Luft und mähen und düngen gleichzeitig. Die Folge: Schädlinge werden weniger, Nützlinge vermehren sich.

Zu guter Letzt ist es wichtig, dass Reisen, Konsum und die Begegnungen mit Menschen Spaß machen! Heute ist die Qualität des Konsums eben nicht „mehr“, „süßer“ oder „teurer“, sondern eben „weniger, dafür besser” – Transparenz überzeugt das Bewusstsein und schafft ein gutes Gewissen. Der Schlüssel zur Transparenz ist es eine, wenn auch nur kurze, Beziehung zu den Menschen aufzubauen. Unterscheidet nicht genau das Reisen von Urlaub?

So hoffen wir, dass in der Makers Bible Südtirol viele Anreize stecken, Südtirol und vor allem die Südtiroler*innen von einer neuen Seite kennenzulernen, gerade da neben Klassikern in unserem Buch viele Ziele außerhalb ausgetretener Pfade liegen.